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TÖRN 115.17 – Position 09.07. – 12.07.2017

Sonntag  9.7.2017

Nach der Crewparty gestern Abend war für einige die Nacht etwas kürzer.

Bis auf die Gangwaywache können alle im Hafen aber mal durchschlafen.

Unser super Koch und unserer liebe Wirtschafterin sind wie immer lange vor uns wach und auf ihren Posten. Ab und zu steht auch unser Elektriker früh auf und verwöhnt uns mit frisch gebackenen Brötchen. Hier mal ein Extra- Dankeschön an die drei!

Nach dem Frühstück hatten wir wieder open ship bis zum Auslaufen am Nachmittag. Wo kommen bloß die ganzen Menschen her? Um das vernünftig zu steuern haben wir wieder eine wechselnde Einbahnstrassenregelung für die Gangway eingeführt. An Deck dann bitte links herum, dann die Runde und rechts wieder anstellen um vom Schiff runterzukommen. Neidlos können wir anerkennen dass die parallel zu uns am Pier liegende Galeone der Puplikumsliebling war. Wenn bei denen die Warteschlange 30m lang war waren es bei uns „nur“ 20m. Das Holzschiff wie aus einem Piratenfilm war auch für uns ein schöner Anblick. Deutlich beeindruckter waren die Besucher bei uns über die Anzahl der Segel und der unzähligen Tampen.

Auch die andern Schiffe hatten openship. Durch unseren Empfang an Bord und die Crewparty an Land kannten sich jetzt praktisch alle Crewmitglieder aller Schiffe. Bei den Gegenseitigen Besuchen führte das zu einem großen Hallo und etlichen Sonderführungen auf den anderen Schiffen. Sogar bei der Küstenwache gab es für Alex-Fahrer Führungen bis in die letzten Ecken des Schiffes inclusive Kojenbesichtigung (Nein, nicht was ihr Denkt, nur gucken!)

Wir haben auch kanadische Trainees die nur Teilstrecken mitfahren. In Gaspe haben uns 3 Trainees verlassen. Dafür haben wir 3 neue dazu bekommen. Die 3 bestehen aus einem kanadischen Kameramann  und 2 Trainees . Der Kameramann macht Aufnahmen wie das hier so ist als Trainee. Das läuft parallel mit 17 Personen auf 9 verschiedenen Schiffen. Daraus wird dann eine Reportage im kanadischen Fernsehen erstellt

Um 18:00 wurden die Leinen zur Auslaufparade losgeworfen. Unser extra lautes Setzen dreier Stagsegel wurde mit einem lauten Gejubel von der Pier beantwortet. Da der Hafen etwas außerhalb der Stadt liegt sind wir nach Gaspe noch ewas weiter in die Bucht hineingefahren, dabei haben uns viele kleine Boote begleitet. Vor der Stadt haben wir dann in einem großen Bogen gewendet  und haben Gaspe verlassen.

 

Montag 10.7.2017

Wir sind jetzt im Sankt Lorenzstrom Richtung Montreal unterwegs. Die auf dem Weg nach Gaspe so zahlreichen Wale lassen sich jetzt leider seltener blicken. Trotzdem halten wir unser Wal-Warn-System aufrecht. Dazu legen sich wachfreie Mitsegler mit geschlossenen Augen in die Sonne , nach einer Weile geben diese nach in regelmässigen Abständen Töne in niederfrequenten Bereich ab. Bei dieser Kontaktaufnahme wird den Walen mitgeteilt da sie Aufgrund besserer Manövrierbarkeit doch bitte ausweichen Möchten. Das System hat sich hervorragend bewährt, wir haben noch keinen Wal gerammt.

Auch die Ausbildung der Stammcrew geht voran:  Da das Fahrwasser enger und der Schiffsverkehr mehr wird haben wir vom Steuermann einen Vortrag über Lichterführung bekommen, wir sind wie immer ja auch Nachts unterwegs. Vom Toppsmatrosen gab es einen eine Einführung zu den Grundlagen des Segelns auf einem Rahsegler.

 

Dienstag 11.7.2017

Wind von vorn. Der Strom und das Fahrwasser werden immer schmaler. So fahren wir mit unserem Unterwasserbesan in Richtung Montreal. Am Vormittag führte ein Druckabfall im Kühlwasserkreislauf zu einem Stopp der Maschine.

Da ist man doch froh auf einem Segelschiff zu sein, durch das setzen vom Vorstengestagsegel, dem Großstengestagsegel und dem Besanbramstagsegel konnten wir die Position halten und die kurze Zeit überbrücken bis der Motor wieder lief.

Eine gute Erfahrung war auch der von der Maschinensteuerung automatisch ausgelöste Generalalarm, das heißt alle müssen an Deck. Das wird vor jedem Törnbeginn geübt, aber mit Vorankündigung, also ist jeder wach und wartet auf den Alarm.

Jetzt stand der eine oder die andere im Schlafoutfit mit einem Haufen Klamotten unter dem Arm an Deck . Ausserdem mussten wir feststellen dass man nach einer anstrengenden 4-8 Wache auch bei dem Höllenlärm eines Generalalarms friedlich in seiner Koje weiterträumen kann.

Ein aufmerksamer Toppsmatrose merkt aber sofort wenn ein Schäfchen in seiner Herde fehlt. Nach einem etwas weniger sanften Wecken als üblich waren dann alle vollzählig an Deck. Das Ganze hat auch nicht länger gedauert als mit Ankündigung.

Am Nachmittag kam dann bei schönem Wetter eine Regenwand auf uns zu. Da gerade nicht viel zu tun war hat sich die stehende Wache bis auf den Ausguck und den Rudergänger ein trockenes Plätzchen gesucht. Der Regen entpuppte sich innerhalb von Sekunden in eine Sinnflut mit böigem Starkwind. Ganz plötzlich bekam das Schiff ohne Segel Lage, in der Messe fingen die Tassen an zu rutschen und in der Pantry fing es an zu scheppern.

Unter Deck haben alle gedacht wir hätten wieder Segel gesetzt. An Deck wurde schnell beschlossen umzubrassen um etwas Druck vom Rigg zu nehmen und dem Motor eine Chance zu geben weiter vorwärts zu fahren. Der Regen pfiff exakt waagerecht über das Schiff. Wenige Sekunden reichten um richtig nass zu werden, umbrassen dauert aber etwas länger … Da das Wetter bis dahin sonnig war und alle nur einen kleinen Regenschauer erwartet hatten häuften sich nach der Wache die Anfragen in Waschküche ob da noch Platz auf den Wäscheleinen ist.

Ab 16 Uhr haben wir 2 Lotsen an Bord. Bis Montreal werden wir mit den wechselnden Stromabschnitten auch wechselnde Lotsen dabei haben. Die Aufgabe für die Rudergänger ist deutlich anspruchsvoller geworden je enger es wird.  Die häufigen Ansagen im freien Seegebiet: fahr mal so 350° und guck nach dem Wind sind abgelöst worden durch Kursansagen wie 147° – 143° – 161° …ufff.

Um 21 Uhr Ankern wir und warten auf eine günstigere Strömumg durch die Flut.

 

Mittwoch 12.7.2017

Um 2 Uhr Nachts wird der Anker gehievt und es geht weiter. Bis Montreal werden wir noch öfter Ankern-hieven-weiterfahren.  Da man sonst oft nur maximal 1 mal pro Törn ankert werden das gute Lehrstunden und man kann die Abläufe besser verinnerlichen.

Um 9 Uhr gehen wir in Sichtweite von Quebec vor Anker. Hier bleiben wir erst einmal liegen und der Bootsmann hat mit der langen Liste für Wartung und Pflegearbeiten am Schiff.

Oh-Oh,… das gibt Arbeit.

Dabei gilt wie immer: Die Trainee dürfen alles mitmachen und helfen wie sie wollen oder auch nicht, die Stammcrew macht mit.

Am Nachmittag wird die Schlappskiste geöffnet. Jeder an Bord kann sich mit Alex-Bekleidung und Alex-Souveniers eindecken. Wie üblich ist die Alex- Begeisterung an der großen  Anzahl der verkauften Schätze zu erkennen.

Später gab es für die Stammcrew einen üblichen Vortrag über Vorschriften und Abläufe bezüglich Schiffsicherheit im Hafen .

Hach ….. ist das schöööön. Wieder so ein Bilderbuchsonnenuntergang. An jedem Abend versammelt ein Großteil der Mann- und Frauschaft an Deck um den romantischen Sonnenuntergang zu genießen. Dieser wird jeweils am Morgen durch einen kitschigen Sonnenaufgang abgelöst den die 4-8 Wache ganz für sich allein hat. Immer wieder schön ist der allererste rote Sonnenstrahl über dem Horizont.

Im roten Sonnenuntergang gab es das vom Bootsmann vor ein paar Tagen versprochene Bier für 1 ½ mal Großuntermarssegel annähen (Die Mitte ist nicht immer da wo sie zu sein scheint!). Außerdem haben wir heute noch viele Blöcke geschliffen und geölt, da gab es noch ein Blöcke-Bier. Ach ja, Nagelbänke haben wir auch geschliffen und geölt, das gab dann noch ein Nagelbänke-Bier. Dann haben wir auch noch die Glocke poliert …..

Die Hoffnung einiger, ein Kameramann an Bord wird sich optisch auf das Erscheinungsbild der Crew auswirken hat sich zerschlagen.  In der Messe sitzt wie immer der vom Wind zersauste durchgeschwitzte Trainee von der letzten Wache neben dem frisch geduschten Steuermann und dem zerknauscht aus seiner Koje kommenden Leichtmatrosen der nächste Wache.

Außerdem  läuft hier immer noch jeder rum wie er will, und das ist auch gut so.

Hier noch ein paar Worte von Elise, eine unsere Trainees, die in Gaspe zugestiegen ist.

The first time I saw the boat, I was very exited. I thought it was huge and going up the stairs tot he main deck made me even more exited. I discovered everything at once, so my mind felt very lost. Looking at the people on deck, everyone looked very diciplined, and hearing german fort he first time felt pretty weird. The first person i remember talking to was Lena.

Other than that, I don´t remember mucg oft he first day. On our second day Sebastian tought us how to handle the ropes and took us tot he top of the mast, where we could enjoy the view of Gaspe.

 

Es grüßen Euch

die 4-8 Wache und Kapitän Mike