Törn: 129.18 Travemünde – Flensburg
Datum: 21. Juni 2018
Mittagsposition: 54° 06‘ W * 10° 06‘ E
Das Wetter: Stark bewölkt, leichte Drizzleschauer 16° C
Titel/Überschrift: Törnbericht. Was so an Bord los war
Liebe Leserin und lieber Leser,
wir, das Green Team, waren in dieser Woche wieder auf der Jagd nach Informationen und Sensationen an Bord der ALEXANDER von HUMBOLDT II auf dem Wege von Travemünde nach Flensburg. Das Schiff ist seit Sonntag voll besetzt. Wie heißt es immer so schön, bis auf den letzten Platz. Nur, auf der Alex-2 stimmt das wirklich. Es war lediglich noch ein Platz frei. Na ja, uns Reportern kann das ja nur recht sein, wir wollen ohnehin verdeckt recherchieren und uns unerkannt unter die Crew mischen.
Die Crew, ja die ist auf diesem Törn ganz speziell und bunt zusammengewürfelt. Zunächst ist da die Rossmann Truppe. Aus allen Teilen unserer Republik nach Travemünde angereist bilden sie die stärkste Gruppe. Mal sehen, was die so stemmen. Die sollen sogar den Personalchef und die Leiterin Schulung und Personaltraining dabeihaben. An die machen wir uns heimlich still und leise ran und berichten dann was die so zu erzählen haben. Die andere große Gang kommt von der Marine Operations Schule in Bremerhaven. Die sollen was über das Wetter lernen. Da müssen wir uns auch noch einschleichen. Und dann sind noch drei Damen, Wiederholungstäterinnen aus 2016 und drei Herren dabei. Die Männer sind auch irgendwie miteinander verbandelt (Schwager und Freunde). Wir werden berichten.
Als Kapitän führt auf diesem Törn Immo von Schnurbein das Kommando. Eine Seefahrerlegende und ein Lexikon an Segelwissen. Ihm mussten wir uns zu erkennen geben, das ging leider nicht anders. Auch der Purser ist nun informiert. Hoffentlich halten die beiden dicht, damit wir nicht gleich auffliegen und damit um gute Stories gebracht werden.
Am Montag ging es gleich los mit dem Drill. Einweisung der Trainees durch die Stammcrew. Das ganze Schiff wurde in Augenschein genommen. Man will ja wissen, wo man ist. Danach die ersten Trockenübungen an den Seilen, Tauen und Segeln. Dabei kam heraus, der Mastgarten muss weder mit Spaten und Harke bearbeitet werden, gegossen muss er auch nicht werden und ein eigentlicher Garten ist das auch nicht. Der sieht anders aus. Liegestühle sind auch nicht an Bord und die Drinks mit Schirmchen bestellen klappt auch nicht. Urlaub ade, hier wird gearbeitet. Aber anscheinend haben alle (na ja, fast alle) auch ihren Spaß. Es wird gelacht und man sieht fröhliche Gesichter. Das wird sich wohl bald ändern, wenn erst einmal das Telefonnetz weg ist wenn wir auf See sind. Was machen dann viele mit ihrem Smartphone? Wir bleiben dran und beobachten die Szene. 16:00 Uhr. Der Kapitän gibt das Kommando am ablegen. Der Lotse ist an Bord und unser Segelschiffchen, nein, es ist ein schönes, ausgewachsenes Schiff mit ganz viel Traditionsatmosphäre, macht sich auf die Reise in die Ostsee. Zielhafen: Flensburg.
Die Wachen sind eingeteilt und nehmen ihre Arbeit auf. Männlein, Weiblein, alle müssen ran und befolgen, zunächst noch etwas rat- und ziellos, die Kommandos der Wachführer. Auf der Alex-2 heißen die Toppsis. Wer kann auch schon etwas mit den Begriffen holen, fieren, Schot, Unter- und Obermars und fest anfangen? Das macht doch keinen Sinn! Macht es anscheinend doch, denn schon nach kurzer Zeit hatten die Trainees diese Begriffe drauf, als wenn sie nie etwas anderes getan hätten.
An den nächsten beiden Tagen war Sailtraining im deutsch – dänischen Teil der Ostsee angesagt. Bei gutem Wetter was es fröhliches brassen, fieren, holen und aufklaren. Zwischendurch machten die Kameraden der MOS ihre meteorologischen Beobachtungen und Studien und die Rossmänner und Rossfrauen ihre Reflexionen. Dabei machten auch Roland und Anna fleißig mit. (Sie wissen schon Personalchef und Leiterin Personaltraining und so). Eigentlich sind ja alle an Bord ganz lieb und nett, denn mürrische Gesichter sieht man nicht. Eine Frage ist uns denn doch gekommen. Wie machen die Mädels (eigentlich sind es ja junge Frauen) eigentlich mit ihren Fingernägeln? Die Arbeit an Bord geht doch ohne Handschuhe. Dem müssen wir weiter nachgehen.
Zwischenzeitlich hatten wir das Gefühl, die Steuerleute hatten sich verfahren. Es ging immer zwischen zwei Seestrecken hin und her. Genauso wie bei der Bahn. Wir haben nachgefragt. Die Antwort war, nein verfahren haben wir uns nicht. Das Revier in der Ostsee ist sehr stark vom Verkehr frequentiert und für unser Sailtraining bleibt dann doch relativ wenig Platz. Also machen wir weiter unseren Törn auf und ab. Ist ja auch egal, auf hoher See sieht man ja doch nicht wo man ist. Davon wollten nun wieder unsere Steuerleute nichts wissen. Die Brücke auf der Alex-2 ist so modern und auf dem neuesten Stand der Technik. Die wissen immer ganz genau wo wir sind. Der Elektronik sei Dank. Ach ja, die Elektronik. Auch an Bord hatten wir immer wieder mal Mobilfunknetz. Mal das dänische, mal das deutsche. Mensch, was hätte einige an Bord wohl ohne ihr Smartphone angefangen? Sich unterhalten, vielleicht?
Wie machen die das auf der SEDOV eigentlich? Denn dieser Viermaster kam uns am Mittwoch entgegen. Die waren auf den Weg nach Norwegen. Nee, das haben die uns nicht erzählt, das wissen wir vom Green Team von dem Besuch des russischen Großseglers in Bremerhaven. Mittwochabend sind wir dann an einem ruhigen, schattigen Plätzchen vor der dänischen Küste vor Anker gegangen, denn motoren wollte Kapitän von Schnurbein nicht. Recht hat er, denn wir wollen ja segeln. Zwischenzeitlich kamen sich die einzelnen Gruppen in den Wachen und auch außerhalb immer näher. Wie nahe, konnten wir Reporter leider nicht ermitteln. Wollen wir auch nicht. Respekt vor der persönlichen Sphäre. Aber immerhin herrschte auf dem Achterdeck abends immer ein fröhliches Treiben. Tolle Bordstimmung.
Wir glauben, das hat auch etwas mit der guten Verpflegung an Bord zu tun. Unsere beiden Köche Thore und Jürgen legen sich so richtig ins Zeug und kochen verteufelt gut. Wirtschafterin Jutta hat die Backschaft und ihre Arbeit voll im Griff. Es läuft wie am Schnürchen.
Das tat es auch heute Vormittag als wir dann um 10:00 Uhr das Kommando „Anker Auf!“ bekamen. Zuvor hatte Kapitän von Schnurbein die gesamte Crew und einige Zuhörer (natürlich war das Green Reporterteam auch dabei) umfänglich und intensiv in der Theorie auf das anstehende Manöver vorbereitet. Es erfolgten präzise Hinweise auf die einzelnen Schritte bei diesem Manöver und die Auswirkungen auf das Verhalten des Schiffes, unserer treuen grünen Lady.
Und in der Praxis? Da klappte es auch recht gut, wie der Kapitän anmerkte. Was vorher im gemütlichen Gang absolviert wurde, verlief jetzt im Laufschritt. Es wurde gebrasst, gefiert und geholt was das Zeug hielt. Kommando auf Kommando wurde bei diesem „All Hands Manöver“ gegeben. Und jeder und jede schien genau zu wissen was zu tun war. Nach noch nicht einmal einer Stunde lief die Alex-2 mit vollen Segeln in Richtung Zielpunkt: Geltiner Bucht. Dort wollen wir um 18:00 Uhr mit der Zeremonie Besanschot An! das nachfolgende Captain’s Dinner beginnen. Morgen Nachmittag landen wir dann an unserem Zielhafen Flensburg an. Wir hatten dann einen wunderschönen Törn der uns alle begeistert hat und Lust auf Me(E)r macht.
Für uns als die Reporter des Green Team waren ja nicht so sonderlich viel Sensationen drin, aber eigentlich wollten wir das ja auch nicht. Wir wollten von schönen Seefahrtstagen berichten und die haben wir erlebt. Hoffentlich knöpft uns die Reederei nicht noch extra Geld für diesen Törn ab für das Schöne das wir erlebt haben und die Lehrstunden, die uns Kapitän von Schnurbein vermittelt hat. Aber wenn die das machen, dann können die von den nächsten Törns allein berichten.
Liebe Leserin und lieber Leser, das war unser Bericht von der ALEXANDER von HUMBOLDT II. Wenn Ihnen unser Bericht gefallen hat, freut es uns. Wenn Sie Lust auch auf ein Abenteuer haben, dann kommen Sie doch einfach mal an Bord der Alex-2 und segeln Sie mit. Wir wetten, der kleine grüne Virus wird auch Sie infizieren. Nur keine Bange, das tut nicht weh, ist nicht gefährlich aber ansteckend und übertragbar. Wir vom Green Team bedanken uns bei allen an Bord der Alex-2 auf diesem Törn und danken, dass wir uns so frei auf dem Schiff bewegen konnten um zu berichten.
Viele Grüße Ihr Green Team

