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TÖRN 136.18 – Position 10.08.2018

Freitag, 10. August 2018

Die 0-4-Wache und auch die 4-8-Wache hatten diese Nacht auch noch was vom Sternenhimmel; gegen 7.00 Uhr morgens hat es sich dann wieder zugezogen, und wir stehen erneut in Ölzeug und Gummistiefeln an Deck. Der 4-8-Wache hat es die Sprache verschlagen, sodass sie uns mit Signalwimpeln „Eins, zwei: Gute Wacht!“ wünscht. Gerade überlegen wir noch, wie wir uns trotz Regenwetter einen schönen Tag machen können, da ruft uns Katrin auf die Back: „Kommt mal schnell hoch, wir haben Delfine vor dem Bug!“ – Drei Stück sind es, die uns einige Minuten begleiten und immer wieder aus dem Wasser springen, während wir festgehakt an der Reling hängen und gebannt ins Wasser gucken.

Steuermann Ralf bespricht mit uns in seiner Eigenschaft als Sicherheitsoffizier die Gefahren von Seeschlag und wie man ein Schiff sturmfest macht – das ganze garniert mit vielen Anekdoten aus seinem Berufsleben. Die Geschichte vom fliegenden Klavier in der Drakes-Passage und vom Yacht-Klüver in der Ankerkette eines Frachters (wo auch immer der Rest der Jacht geblieben sein mag…) werden wir wohl so schnell nicht vergessen.

Damit die Denkarbeit nicht überhandnimmt, üben wir das Seefest-machen direkt an den Oberlichtern der Messe, und anschließend brieft uns Ralf über das, was als nächstes ansteht:

Umbrassen, weil wir den Kurs ändern. O-Ton: „Wir fahren gegen Frankreich. Das hat zwar in der Geschichte noch nie funktioniert, aber was soll’s.“

Also wird gebrasst, was die Bizeps (und die Oberschenkelmuskeln) hergeben – bei Schräglage und Geknubbel auf engstem Raum geht das nicht immer ohne unfreiwilligen Bodenkontakt. Ich überlege, ob die Ausdrucksweise „im Brass(el) sein“ für „Stress haben“ aus der Seefahrt kommt. Muss ich gleich mal nachschauen, wenn wir irgendwann mal wieder in Reichweite eines Handy-Netzes kommen…

Um die uns ablösende 0-4-Wache auf das Wetter einzustimmen, muntern wir sie mit einem Liedchen auf: „Wir denken nicht daran, uns einen Schirm zu kaufen; wir haben Spaß daran, im Regen rumzulaufen. Wir werden dabei zwar – pitsch-nass, wir werden dabei – patsch-nass.“

Nach dem wie immer leckeren und reichhaltigen Mittagessen (Danke an Peter, Regina, Rosi und die Backschafter!) – mittlerweile schaffen wir auch locker Suppe bei Windstärke 6 – geht es für die meisten von uns zum Matratzenhorchdienst in die Koje. Währenddessen setzen die 0-4-Wache und die 4-8-Wache Segel und wir nehmen wieder Kurs auf England. Auch das hat in der Geschichte noch nie funktioniert, aber was soll’s…