Montag, 13. August 2018
Montag Morgen. Nach dem Frühstück beginnt wieder der Insel-Shuttle, und ich erwische das erste oder zweite Boot, und das bedeutet: Keine Lotsenleiter, sondern wir steigen direkt von Deck ins Boot und werden mitsamt dem Boot abgefiert. Heute steht Inselerkundung bei Superwetter auf dem Programm. Zusammen mit Frank aus meiner Wache leihe ich Fahrräder, sage mir mantra-artig auf „Linksverkehr, Linksverkehr, Linksverkehr“ und los geht’s. An einer bronze- oder eisenzeitlichen Siedlung mit Kammergrab machen wir einen längeren Stopp und genießen die Aussicht auf türkisblaues Wasser und einen schönen Windjammer mit grünem Rumpf und ordentlich quer (? Vierkant???) gebrassten Rahen und stellen uns vor, wie es wohl wäre, auf so einem Schiff zu segeln. 😊
Wir gehen die Radtour gemütlich an, bleiben immer wieder für Fotostopps stehen, und haben bis zum frühen Nachmittag die Insel einmal umrundet, inklusive eines Besuchs auf dem kleinen Inselflughafen. Immer wieder sind am Straßenrand kleine Verkaufsstände zu sehen: eine Art Verschlag aus Palettenholz, darauf dann lokale Produkte – Eier, Weintrauben, Blumenzwiebeln – und eine Keksdose als Kasse, in die man einfach nach dem Vertrauensprinzip das Geld legt. Wir sind uns einig: Schön, dass es so etwas gibt und dass es offensichtlich funktioniert.
Nach einem weiteren maritimen Mittagessen im „Anchor“ ist ein wenig Shopping angesagt, unter anderem eine Kleinigkeit für unsere Toppsmatrosin Katrin. Gegen 16.30 Uhr nehmen wir das letzte Shuttle-Boot zurück zum Schiff.
Die Messe ist seit 16.00 Uhr verriegelt und verrammelt für die Vorbereitungen für’s Captain’s Dinner um 19.00 Uhr. Kurz vorher versammeln wir uns im Gang und warten darauf, dass sich die Tür öffnet. Das hat ein bisschen was von Weihnachten und Bescherung.
Die Tische in der Back sind – alex-typisch – mit grünen Tischdecken, Tampen und Muscheln geschmückt – für letztere hat sich, so wird gemunkelt, ein Shuttle-Boot extra auf einer Sandbank festgefahren. 😊
Kapitän Thomas Jung hält eine Ansprache, die Toppsmatrosen Katrin, Meike und René übernehmen, unterstützt von Bootsmann Tönne, die Bedienung, und in der Pantry stehen die Steuerleute und füttern die Spülmaschine. Wir tafeln mit dunkel-backbordfarbenem Rot- und (sehr leckerem, soll ich in den Bericht schreiben!) hell-steuerbordfarbenem Weißwein; dazu haben die Smuts einen „Gruß aus der Küche“ mit Garnelen kreiert, Broccoli-Cremesuppe, Braten mit Kartoffelspalten und bei Mondschein gepflücktem Spinat und zum Nachtisch Eis mit heißen Früchten. Zwischen den einzelnen Gängen unterhalten uns die Toppsis mit Seemannsliedern, die lautstark – und mehr oder weniger textsicher – mitgesungen werden: Mit einem Hamburger Veermaster lagen wir vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord, während wir bedauerten, dass My Bonnie over the Ocean war und uns fragten, was wir mit dem Drunken Sailor tun sollten.
Nach gutem Brauch folgen dann kreative Beiträge der einzelnen Wachen für und auf ihre Toppsmatrosen: als Gedicht, Lied und Sprechgesang – es ist schön zu sehen, wie viele kreative Köpfe sich zusammengefunden haben und wie die einzelnen Wachen und wir alle, ob Stammbesatzung oder Trainees, in der vergangenen Woche auf See zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen sind.
Bei den „Irischen Segenswünschen“, passend zum Ziel unserer Reise, werden die ersten Handys mit Taschenlampen-App gezückt… und schon die heimlichen Proben zwischendurch haben für Gänsehaut-Feeling gesorgt. Mit Musik und Anekdoten (je nach Alter) klingt der Abend an Deck aus.

