Position 08:00 hrs 17°30‘ N 26°00’W
Tagesleistung: 127 Nautische Seemeilen (SM) Nordostwind 4, sonnig, moderate See Liebe Freunde der ALEXANDER von HUMBOLDT II, wir, das Green Team der Alex-2, sind wieder für Sie unterwegs.
Dieses Mal haben wir uns den interessanten Klassiker Sal/Kap Verden – Marigot/Saint Martin (also die transatlantische Strecke von den Inseln die der afrikanische Küste vorgelagert sind in die Karibik) vorgenommen um für Sie die Ereignisse an Bord gründlich zu recherchieren und Ihnen zeitnah und knallhart zu berichten.
Zunächst aber zu Hintergrundinformationen. Wir sind vollkommen inkognito an Bord gekommen. Werden zunächst für ganz normale Trainees gehalten.
Müssen allerdings ein paar Details preisgeben als wir in Wachen eingeteilt werden sollten. Das hat auch ganz gut geklappt, wir können weiterhin und weitgehend verdeckt recherchieren und somit alle Fakten auf den berühmten Tisch bringen. Bei Durchsicht der Unterlagen stellten wir dann auch gleich fest, es sind weitere Journalisten an Bord. Alle in privater, also nicht in offizieller, Mission. Trotzdem, an deren Fersen wollen wir uns auch heften um zu sehen und hören was alles so geht.
Donnerstag, 12. Januar
Die Einschiffung vermittelte schon einen Eindruck, wie eine Hafenstruktur ganz anderer Art gestaltet werden kann. Das Portalgebäude und das Hafenareal nach ISPS eingezäunt und die Tore bewacht. Im Gatehouse selbst herrschte eine ungewöhnliche Besucherfrequenz. Ein, für uns, babylonisches Sprachgewirr. Wir wurden durchgewinkt, denn schließlich hatten wir ja unser Eireisevisum schon vorliegen. Im Terminal selbst, ein Gewirr von Containern, Reachstackern, Terminal-LKW, überall Menschen die entweder zur ankommenden Fähre wollten und von der kamen. LKW zur Anlieferung und Abholung, Pick-ups die Lasten, Tiere, Menschen beförderten. Und auch direkt an der Fähre, Menschen über Menschen. Das alles hatte so etwas von Basar. Durch diesen Pulk bahnten wir uns unseren Weg zur ALEXANDER von HUMBOLDT II. Unsere grüne Lady lag hinter der Fähre und wirkte in der Masse der Fähren, Fischerboote, Privatyachten so ein wenig wie ein nostalgischer Fremdkörper. Nachdem auch die Hafenbehörden dem Schiff die Freigabe erteilt hatten konnte die abziehende Besatzung das Schiff verlassen und wir durften an Bord. Klar, das alles ging nicht ohne
Abschieds- und Ankunftszeremonien ab. Eine schöne Geste. Das alles bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und Temperaturen von 26⁰.
Nachdem wir unsere Kammern aufgesucht, die Kojen klar und die Spinde eingeräumt waren hatte Kapitän Stefan Lange das Crew Briefing für 16:00 Uhr angesetzt. Nachdem alles Wichtige abgehandelt war, die Jobs verteilt und die Einsatz- und Notfallpläne eingehend besprochen waren, ging es dann um 17:30 Uhr zum Trainee Briefing. Auch hier die Standardprozedur mit persönlichem Charme.
Unsere beiden Köche Peter und Thomas legten sich gleich ins Zeug und bereiteten gemeinsam mit den beiden Köchen des Vortörns ein leckeres Abendessen. Verständlich, an Land wollte danach so recht keiner mehr. Eine sternklare Nacht an Bord unter südlichem Himmel hat ihr ganz eigenes Flair, das genossen wurde.
Freitag, 13. Januar
Kapitän Stefan und 1. Steuermann Rolf Noack hatten sich das so ganz anders vorgestellt. Sailing Board für den späten Nachmittag war gesetzt. Zuvor die offizielle Sicherheitseinweisung von Trainees und Crew. Einteilung der Wachen und danach die Sicherheitsübungen mit Ausbringen des Beibootes und Feuerschutzübung.
Das sahen die Hafenbehörden zwischenzeitlich aber ganz anders. Der Agent kam vormittags an Bord und teilte mit, wir müssen unseren Liegeplatz um 12:00 Uhr verlassen. Er wird gebraucht für eine weitere Fähre.
Alternativlos. Wie heißt es so schön in Norddeutschland, na denn man tau.
Alle Mann an Deck zur allseits beliebten Brassparty und das Schiff für das Ablegemanöver vorbereitet. Wahrschau an die Kombüse, Essen verzögert sich bis so gegen 13:00 Uhr. Begeisterung geht anders.
Aber die Alex-2 wäre nicht die Alex-2 wenn nicht alles wie am Schnürchen klappen würde. Ablegen bei auflandigem Wind und begrenztem Platz für die Wende in Richtung Hafenausfahrt. Ein kniffliges Manöver das aber von Kapitän Stefan, den Offizieren und der Crew bravourös gemeistert wurde.
Wir meinen aber aus einigen Minen ablesen zu können: das brauche ich auch nicht jeden Tag. Seemannskunst.
Der Ablauf im Detail:
11:30 Uhr – Maschine klar.
11:36 Uhr – alles los. Auf Wiedersehen Palmeira.
12:00 Uhr – Maschine aus. Setzen Vorstengestagsegel und Vor-Untermars.
Mittagessen.
13:30 Uhr – Generalalarm mit Einweisung Brandabwehr und Verschlußtrupp
14:00 Uhr – Setzen Großstengestagsegel, Groß-Untermars, Vor-Obermars,
Groß-Obermars und die Außenklüver
15:00 Uhr – Umstellen der Zeitzone auf 14:00 Uhr. UTC -2
16:15 Uhr – Setzen Fock, Groß, die Bramsegel, die Royals, die Besan- und weitere Stagsegel Zwischenzeitlich wurde die Möglichkeit zum whale watching geboten.
Majestätisch zog ein Alttier mit dem Walkalb seine Bahn ostwärts während wir uns auf Nord-West Kurs 295⁰ hielten. Naturereignisse und alles im Preis inbegriffen. Auf See blies der Wind ständig aus Nord-Ost in Stärken zwischen 4 – 5.
Und was macht unsere schöne, grüne Lady? Sie tut was sie soll, geht hart am Wind mit bis zu neun Knoten. Stetig und unverdrossen auf Kurs Karibik.
Die Anzahl der gesetzten Segel wäre auch Anlass für ein tolles Fotoshooting gewesen. Na ja, die Möglichkeit wird sich schon noch ergeben, wir haben ja noch einige Tage vor uns. Der Scherz machte die
Runde: Unser Captain sieht rot, wenn er nicht ganz viel Grün sieht. Ein engagierter Schiffsführer mit einer engagierten Crew. Die dann folgende mondhelle Nacht bot sehr gute Sicht und unser Schiff läuft ruhig bei moderatem Seegang. Das setzte sich denn auch so fort, ohne besondere Vorkommnisse, bis zum 14. Januar 2017.
Wie geht es weiter? Ist eine einvernehmliche Regelung mit Rasmus möglich?
Hält die Crew den Anforderungen stand? Ist der Fahrplan zu halten? Kommen alle pünktlich und wohlbehalten am Ziel auf Saint Martin an? Hält der Passatwind? Wir haben uns so an diese frische Brise gewöhnt. Quälende Fragen über Fragen. Bleiben Sie dran, liebe Leserin und lieber Leser, wir bleiben auch dran und werden alle Antworten liefern. Wir mischen uns ein und hören zu, damit wir Sie immer gut informieren können.
Bis dahin ein fröhliches Ahoi von Bord und Sail Away…….grüne Lady!
Kapitän Stefan, Jürgen und die gesamte Crew

