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TÖRN 102.17 – Position 15.01.2017

Position 08:00 hrs 17°40‘ N 27°10’W

Tagesleistung: 126 Nautische Seemeilen (SM) Nordostwind Stärke 4, sonnig und leicht bewölkt, leicht bewegte See Liebe Freunde der ALEXANDER von HUMBOLDT II, das Green-Team der Alex-2 meldet sich mit einem neuen ereignisreichen Bericht vom Leben an Bord zurück. Wir haben uns Verstärkung geholt und berichten diesmal aus der Perspektive der jüngsten Mitsegler an Bord. Das sind Luca und Lara. Sie wollen euch einen offenen Einblick in den Alltag der 0-4 Wache geben. Und los geht es mit der Schilderung des Bordlebens auf der Alex-2 Wie es sich für die 0-4 Wache gehört begann unser Tag nicht um 8:00 Uhr morgens sondern um 12:00 Uhr zur Nachtwache bis 4:00 Uhr früh. In dieser Nacht gab es nicht viel zu tun für uns also saßen wir bei Mondschein auf dem Achterdeck und lauschten gebannt den Erzählungen unserer Mitsegler. In der netten Runde berichtete jeder von uns über seinen Weg zur Alex-2 und stellte sich vor. Gespickt mit vielen neuen Geschichten und auf dem Weg uns alle besser kennenzulernen, setzten wir uns wie üblich nach der Wache erschöpft in die Messe und stellten uns auf ein vorgezogenes Frühstück mit Müsli und Toast ein. Doch unser Koch Peter hielt eine leckere Überraschung für uns bereit. Trotz der ungewöhnlichen Uhrzeit für ein warmes Essen zögerte er nicht und zauberte mit einer leckeren Kartoffelsuppe ein Lächeln auf die müden Gesichter unserer Wache.

Samstag, 14. Januar
Von einer leisen Stimme die uns die Wetterlage zu wisperte wurden wir an diesem Morgen geweckt. Alles ganz normal bis hier her, doch das Aufstehen fiel den meisten heute deutlich leichter, denn der Gleichgewichtssinn hatte sich langsam an die sanfte Atlantikdünung gewöhnt. Und so wich das flaue Gefühl von Seekrankheit einem seglerischen Glücksgefühl, weil allmählich allen die unendlichen Weiten des atlantischen Ozeans auf unserer Reise in die Karibik bewusst wurden. Der 0-4 Wache wurde nach dem Aufstehen bewusst, dass sie den morgendlichen Milchreis verschlafen hatte.

In Arbeitskleidung, sprich mit kurzer Hose, Takelhemd, riggfesten Schuhen und Sicherheitsgurt machte sich unsere Wache auf den Weg zur traditionellen Wachablösung am Magnetkompass an Deck. Dabei ist es üblich, dass der Steuermann von der aufziehenden Wache ein paar Worte zum aktuellen Kurs und Wetterlage sagt. Bei guten 4 Beaufort Wind und sonnigen 22 C° machte sich die stehende Wache auf, Ruder und Ausguck zu übernehmen und einige Segeltrims durchzuführen.
Die 126 bereits zurückgelegten Seemeilen der Alex-2 zeichneten sich mit weiten Schlangenlinien auf der elektronischen Seekarte ab. Diese Schlangenlinien galt es zu vermeiden, um unsere Fähigkeiten am Ruder zu verbessern. Unser Steuermann Volker wiederholte daher mit einer Engelsgeduld die Feinheiten auf die jeder Rudergänger achten sollte. Dabei betonte er besonders „Ein fauler Rudergänger ist ein guter Rudergänger.“ Also jener der es schafft den vorgegebenen Kurs mit möglichst wenigen Ruderbewegungen einzuhalten.

Doch auch auf dem Vorschiff wurde es in dieser Wache interessant, denn der Ausguck meldete Delfine. Sofort kam die Besatzung aus allen Ecken und sammelte sich am Bug des Schiffes um der Delfinfamilie, welche abwechselnd von Steuerbord nach Backbord tauchte, zuzusehen. Das nächste Naturschauspiel folgte sogleich: ein Schwarm fliegender Fische begleitete die Alex-2 ein kurzes Stück.

Aber weil die Alex-2 kein Kreuzfahrtschiff sondern ein Großsegler ist, auf dem auch gearbeitet und ausgebildet wird, stand als nächstes die Tampenjagd an. Dabei hat Toppsmatrose Jan unser gesamtes Wissen über die Namen und den Verwendungszweck der Tampen auf der Alex-2 getestet. Besonders für unsere Wache in der es insgesamt acht Leichtmatrosen Anwärter gibt, war dies sehr wichtig. Nachdem wir die Hälfte der Wachzeit hinter uns hatten kam noch unser Bootsmann Tönne mit ein paar Arbeiten am Schiff um die Ecke. Und so verbrachten einige von uns die verbleibende Zeit damit, den Rost von den Schlitten auf denen die Rettungsinseln stehen abzuklopfen, um diese anschließend neu zu lackieren. Dies stellte sich als eine außergewöhnlich laute und Dreck aufwirbelnde Arbeit heraus, dennoch fanden sich viele fleißige Helfer.
Nach getaner Arbeit und Wachablösung, verholten sich einige unserer Wache in ihre Kojen andere blieben an Deck oder setzten sich, wie wir beiden, in die Messe. Dort waren wir nicht lange allein denn einige Maschinisten setzten sich zu uns und gaben uns einen Frosch (so wird an Bord das Feierabendbier genannt) aus. Wie man es von ihnen gewöhnt ist entwickelte sich schnell ein netter Plausch und wir kamen auf Traditionen der Alex-2 zu sprechen. Dabei beschäftigte uns besonders der Brauch um den Gott der Meere Rasmus.

Danach war es für uns an der Zeit schlafen zu gehen denn um 24:00 Uhr begann unsere nächste Wache. Bei der wir wieder, auf dem vom Mondschein beleuchteten Achterdeck, diesmal mit langer Hose und dicker Jacke saßen und Volkers Geschichte über Planeten lauschten. Er sprach über die Planeten die wir während dieser Reise noch zu sehen bekommen sollten und zeigte uns Jupiter welcher in dieser Nacht deutlich von den Sternen zu unterscheiden war. Und so genossen wir unsere Nachtwache, während wir stets darauf bedacht waren die Augen offen zu halten und nicht von dem sanften Schwanken der Alex-2 einzuschlafen.

Müde von der Nachtwache fielen wir in unsere Kojen und träumten von Delfinen die in tief blaues Wasser neben der Alex-2 eintauchen und uns hoffentlich noch einmal auf unserer Reise begleiten.