Tagesbericht 20.01.2017
Törn 102.17 Sal/Kap Verden – Marigot/Saint Martin
Position 08:00 hrs 18°19‘ N 36°05’W
Tagesleistung: 145 Nautische Seemeilen (SM) Ostwind 5 – 6 sonnig, moderate See
Liebe Freunde der ALEXANDER von HUMBOLDT II,
in Abwandlung einer Hymne singen wir: You never sail alone! Wir haben Rasmus ganz fest an unserer Seite. Stabile Wetterlage mit Ostwinden zwischen 5 – 3 Stärken, herrlichstes Sonnenwetter, Sonnencremes mit hohem Lichtschutzfaktor, Wasser- & Lufttemperatur steigt auf 25°C. Kursänderung von 295° auf 245° und zurück auf 271°. Dann stabil.
Und was macht die ALEXANDER von HUMBOLDT II? Sie pflügt sich unbeirrt mit einem Durchschnitt von stetigen 5,9 Knoten ihren Weg durch den Atlantik in Richtung Ziel Marigot. Wenn Du so weiter-machst, schöne, grüne Lady müssen wir noch etwas an der Routenplanung korrigieren, denn sonst sind wir viel zu früh am Ziel. Und das können wir uns, selbst bei einem noch immer gaaanz tiefenentspannten Kapitän Stefan nun beim besten Willen nicht vorstellen. We are sailing!
- Januar
09:00 Uhr Segel bergen – Besan Top, Ober- und Unter Besan
09:50 Uhr Manöver – Halse fahren
Während des Tages Wartungsarbeiten nach Bootsmannsart: Deck und Rigg werden auf Vordermann gebracht.
Um 14:30 Uhr eröffnete Gerald Schmied die achtteilige Vortragsreihe auf dem Trans-Atlantic unter dem Motto: Die Themenwelt der ALEXANDER von HUMBOLDT II. Das Thema Seewetter: Warum segeln wir im Passat wurde profund, unterhaltsam und leicht verständlich vorgetragen. Es war spannend zu hören welche Entwicklung das Wetter in den Jahreszeiten und den Hemisphären nimmt. Skizziert mit vielen Beispielen war die Dreiviertelstunde im Nu rum. Eine super Initiative. Wir freuen uns schon auf morgen.
19:00 Uhr Segel setzen – Unter Besan, Ober Besan, Besan Top Vor uns liegt wieder eine sternenklare Nacht. Die Sternenobservierung gehört schon fast zum abendlichen Standardprogramm wie die praktische und theoretische Ausbildung. Das Erlernen traditioneller Seemannschaft an Bord eines Großseglers. Gelebt und praktiziert auf der Alex-2. Vorbildlich!
- Januar
Um 00:20 Uhr stellen wir unsere Bord- und Privatuhren um auf 23:20 Uhr.
Damit haben wir jetzt einen Zeitunterschied von vier Stunden zur MEZ.
Sonst keine weiteren besonderen Vorkommnisse zu vermelden. Wir, das Green Team, fügen uns so langsam in unsere Rolle des passiven Zusehens. Was sollen wir denn machen? Wir können doch keine Meuterei vom Zaune brechen.
Der Kapitän hat das Ruder souverän in der Hand. Da ist auch nichts zu wollen. Die Schiffsbesatzung will sich partout nicht aus ihrem fröhlichen Karibik-Feeling-Modus bringen lassen. Also machen wir nichts, gar nichts und schauen zu. Aber der Wolf ist immer noch im Schafspelz. Sowie hier das Geringste geschieht sind wir am Ball und berichten. Immer auf der Lauer!
Bleiben Sie uns gewogen und bleiben Sie dran, liebe Leserin und lieber Leser, wir bleiben auch dran und werden alle Antworten liefern. Wir mischen uns ein und hören zu, damit wir Sie immer gut informieren können.
Bis dahin ein fröhliches Ahoi von Bord und Sail Away…….grüne Lady!
Kapitän Stefan, Jürgen und die gesamte Crew
Tagesbericht 21.01.2017
Törn 102.17 Sal/Kap Verden – Marigot/Saint Martin
Position 08:00 hrs 17°28‘ N 38°23’W
Tagesleistung: 141 Nautische Seemeilen (SM) Ostwind 4 – 5 sonnig, ruhige See
Liebe Freunde der ALEXANDER von HUMBOLDT II,
eine Seefahrt soll ja bekanntlich lustig sein, bei uns ist sie eher fröhlich. Denn fröhlich und gelöst geht es bei allen Teilnehmern in allen Wachen auf unserem Kurs über den Atlantik zu. Verwunderlich ist das nun auch wieder nicht, denn bei dem Wetter, den Wellen, dem Wind. Es passt halt alles zusammen. Darum, von uns aus, weiter so!
Unser Schiff arbeitet weiter ruhig das Pensum ab. Durchschnitt 5.6 Knoten.
Zurück auf Lieblingskurs 271° (dann können wir uns ja ausrechnen wann wir kommunikativ wieder außerhalb unserer Satellitenreichweite sind. Von der Außenwelt partiell abgeschnitten, aber immer fröhlich). Luft und Wasser halte sich auch – fast – die Waage mit 24° C und 25° C. Sommerfrische Verhältnisse an Bord eines Großseglers.
Der Bordalltag verlief wie üblich. Theorie, Praxis, Schulung, Instandsetzungsarbeiten. Business as usual auf der Alex-2. Dem verschmitzt, zufriedenen lächelnden Kapitän ist anzusehen, das kann und wird so weiter gehen. Na, denn man tau.
- Januar
Bordverhältnisse wie oben beschrieben, wie sollte es auch anders sein.
Einige Unterschiede aller-dings hierzu.
Gegen Mittag, große Aufregung an Bord. Uns kommt ein Schwergutfrachter entgegen. Es ist die „Atlantic Daisy“ mit Kurs auf Island. Sie kam so dicht auf uns zu, dass Bootsmann Tönne kurzfristig die Enterausrüstung fertig machen wollte. Dann aber sofort Kommando zurück, wo wollen wir mit den vielen Gefangenen hin? Bei uns ist kein Platz und Proviant haben wir auch nicht ausreichend für weitere unproduktive Esser. Also, wir lassen das mit dem Entern. Eigentlich sind wir ja auch keine ausgebildeten Piraten. Die auf der „Daisy“ haben von diesem Vorhaben nichts mit bekommen, somit kein internationaler Konflikt. Wir fahren weiter.
Um 14:30 wird unsere Themenreihe mit dem interessanten Vortrag von Steuerfrau Franka Maria fortgesetzt. Wir werden in die Geheimnisse der Grundlagen der astronomischen Navigation einge-weiht. Seefahrt kann auch Wissenschaft sein.
Nachmittags dann ein wunderschönes Schauspiel längsseits. Ein Rudel Wale genießt, wie wir, das warme Wasser und die herrliche Sonne. Verspielt wälzen sie sich im Wasser und zeigen uns frivol ihre Unterseite.
17:00 Uhr – zur Abwechslung wieder einmal eine Halse. Wir wollen zurück auf Kurs 271°
Tagesbericht 22.01.2017
Törn 102.17 Sal/Kap Verden – Marigot/Saint Martin
Position 08:00 hrs 18°30‘ N 42°06’W
Tagesleistung: 113 Nautische Seemeilen (SM)
Ostwind 4 bewölkt, leicht bewegte See
Liebe Freunde der ALEXANDER von HUMBOLDT II,
wie bereits angekündigt befindet sich das Green Team wieder einmal in der Messe und genießt das Essen der Köche. Also habe ich die Gelegenheit genutzt und mich ins Büro geschlichen, mal sehen wie lange die es da unten aushalten und wie viel Zeit ich habe, um euch von den letzten 24 Stunden unserer Reise zu erzählen.
Wo wir gerade beim Essen sind, leider gibt es schon einige Fehlkalkulationen, was die Essensrationen angeht, zu beklagen. Aber wer konnte auch ahnen, dass die 0-4 Wache, auch die Nutella Wache genannt, auf diesem Törn wieder so zuschlägt? Meinen Recherchen zufolge zieht die verdächtigte Wache das Frühstück regelmäßig auf 4 Uhr morgens vor und plündert dann ungesehen die Vorräte in der Trockenlast. Ganz oben auf der Favoritenliste stehen demnach 1. Nutella Brot mit Sahne, 2. Nutella mit Cornflakes und 3. Nutella mit Erdnussbutter. Daher ist Nutella bereits knapp, die letzte Packung der Cornflakes angebrochen und die Erdnussbutter komplett leer. Desweiteren wissen wir, dass die zumeist nachtaktiven „Esser“ bereits für den nächsten Törn planen, wie sie größere Mengen von dem genannten Proviant im Bauch des Schiffes bunkern können.
Heute Morgen war etwas anders, einige Ausreißer der 0-4 Wache standen nicht wie gewohnt erst zum Mittagessen auf, sondern tummelten sich bereits etwas früher in der Messe. Als hätten sie es gewusst waren noch einige Pfannkuchen vom Frühstück zurückgeblieben auf welche sie sich stürzten und sie genüsslich mit und wie kann es anders sein? Nutella verspeisten.
- Januar
Die allgemeine Stimmung an Bord: sehr gut, man hat sich mittlerweile vollends in den Bordalltag eingelebt, ob an Deck oder bei der Backschaft das Leben an Bord hat langsam Routine bekommen. Und das ist auch gut so, denn am Dienstag ist schon die Hälfte unserer Reise vorbei und es steht Reinschiff auf dem Plan.
Das Wetter hat seine Routine für diesen Tag abgelegt, statt strahlender Sonne gab es leichte Bewölkung und die 0-4 Wache hat sogar einen kleinen Regenschauer ab bekommen. Aber das war sicher nur eine Bestrafung von Rasmus für die Nutella Plünderung.
Als Prophylaxe vor besagter Regenwolke hat die stehende Wache das Besantoppsegel und den Oberbesan so wie einige Stagsegel geborgen und sie anschließend wieder gesetzt. Auch das klappt mittlerweile wie am Schnürchen, keiner fragt mehr wo welcher Tampen ist und alle denken an die Kommandos. Über die Übungsphase sind wir demnach bereits hinaus, aber glücklicherweise gibt es dennoch immer wieder neue Dinge zu lernen. Inhalt der heutigen Leichtmatrosenschulung war das Anlegen mit Hilfe der Spills.
Anschließend konnten alle noch die Notruderanlage besichtigen.
Desweiteren gehen die vom Bootsmann verteilten Arbeiten voran, während er am Nachmittag selbst im Bootsmannstuhl einen Stander am Besantopp reparierte, bekamen seine freiwilligen Helfer die Aufgabe die Holzblöcke zu schleifen und zu ölen. Eine langweilige Arbeit? Kommt drauf an wo, denn zum Glück gibt es ja auch Blöcke im Klüver die geschliffen werden müssen und bei der Aussicht macht das Arbeiten gleich doppelt so viel Spaß.
Seit einigen Tagen kreuzen wir bereits mit der Alex-2 vor dem Wind, in der vergangenen Nacht hat der Wind etwas südlich gedreht, sodass wir wieder einmal eine Halse fahren mussten. Die oben erwähnte Bordroutine hat dafür gesorgt, dass auch dieses Manöver trotz kleinem Regenschauer wunderbar ausgeführt wurde.
Das war´s für heute aber, ihr könnte gespannt bleiben die Vorbereitungen für morgen laufen auf Hochtouren, denn dann haben wir die Hälfte unserer Strecke und damit 1172 Seemeilen zurück gelegt. Dafür sind einige Feierlichkeiten geplant, inklusive einer Olympiade zwischen den Wachen und einem verlockendem Preis auf Kosten von unserem Kapitän Stefan Lange. Und solange das Green Team verschollen bleibt, werde ich die Recherchen übernehmen, um euch weiterhin mit allen Details von unserem Bordalltag auf der Alex-2 zu versorgen.
Kapitän Stefan, Lara, Jürgen und die gesamte Crew

