Tag 6 und 7 unserer traumhaften Reise
Einen freundlichen Guten Morgen schicke ich von Bord der Alex 2 in die große weite Welt verbunden mit vielen Grüßen der Crew an alle Daheimgebliebenen. Wir haben Stand jetzt 655 SM hinter uns (ich muss es wahrscheinlich nicht erwähnen, mache es aber trotzdem: Davon nur 2 SM unter Maschine)
Unsere Position gegen 12:00 Uhr heute: 11°30 Nord/74°53 West.
Wir befinden uns auf Südkurs werden aber gegen 13:00 Uhr eine Wende fahren und einen Nord/Westkurs einschlagen.
Ich denke jeder kennt den Liedtext:“ Es gibt nur Wasser, Wasser, Wasser überall und wir haben nichts zu trinken“ Okay…Ja, kein Land in Sicht, wirklich nur Wasser, tagsüber die Sonne und fliegende Fische, nachts ein romantischer Sternenhimmel und ziemlich selten auch mal in der Ferne ein anderes Schiff. Ansonsten eben blaues Meer…ABER natürlich haben wir ausreichend Getränke und noch viel besser, eine phantastische Verpflegung dank unserer 4 köpfigen Kombüsen Gang. Es gibt jeden Tag Kuchen und es gibt echt bei jeder Mahlzeit einen extra „Gruß aus der Küche“. Ihr werdet Euch fragen, wie man bei Temperaturen von 28-32 Grad so viel essen kann. Ich kann Euch sagen: Man(n) kann! Und Frau auch! Wenn die Crew ordentlich mit Arbeit beschäftigt wird und den ganzen Tag immer aufs Neue etwas passiert, dann kommt der Hunger schneller als die nächste Mahlzeit offiziell ran ist. Arbeit gibt es beim Bootsmann immer wieder aufs Neue und er freut sich über die rege Beteiligung der Crew. Schiff und Bootsi Heinz strahlen um die Wette. Sogar Kpt. Blaubär wird liebevoll restauriert. Da war es dem Heinz völlig klar: Die Mannschaft muss belohnt werden. Er erklärte- fast wie Gott seinerzeit beim Erschaffen der Erde- den Sonntagnachmittag zur Arbeitsfreien Zeit und eröffnete auf dem Hauptdeck das „Schwimmbad zum fröhlichen Seemann“. Höchstpersönlich saß er mit der Pfeife am Beckenrand und organisierte das Geschehen, achtete darauf, dass keiner vom Beckenrand sprang und vor allem, dass alle vor dem Besteigen des Pools eine ordentliche Dusche nahmen. Am Ende saß er selbst zwischen den Badenixen und seine Pfeife wurde zur Wasserpfeife umfunktioniert.
Unsere Maschinisten sind sehr gefragt. Nicht, weil es Probleme zu beheben gibt- im Gegenteil, die Glückssträhne der beiden hält nach wie vor an, sondern weil es immer wieder Interessierte gibt, die von den 2 ausführlich über die Maschine und die Arbeit der Maschinisten informiert werden. Für heute ist bereits die dritte Maschinenführung angesetzt.
Da wir auf diesem Törn 2 Leichtmatrosen- und einen Matrosenanwärter haben ,wird zum Thema Ausbildung jede Menge geboten. Vom Erste-Hilfe-Kurs über Notruderübung und Leuchtmittelkunde bis hin zum „Mann über Bord Manöver“ ist alles dabei. Der Pappkamerad, der gestern unfreiwillig über Bord ging konnte zwar nicht gerettet werden- die Wellen haben ihn aufgeweicht und dann hemmungslos verschluckt- aber zur Bootsbesatzung gehörte ein professionelles Kamerateam und dieses konnte die Gelegenheit nutzen und Fotos schießen. Die ersten Ergebnisse hängen bereits in der Messe. Unser Bord Fotograf Gamba hatte für das MOB Manöver extra den genauen Zeitpunkt berechnet. Das Licht war perfekt, die Sonne stand an der richtigen Stelle und der Kurs ließ zu, dass wir nahezu alle Segel während des Manövers setzen konnten. Jetzt haben wir zwar einen Karton weniger an Bord aber das Manöver selbst verlief reibungslos und die Fotos sind ein Traum. Die gesamte Crew war an Deck und packte tatkräftig beim Brassen und Feintrimmen der Segel mit an. Nachdem die Bootsbesatzung wieder an Bord war kam die Durchsage vom Kapitän Wolfgang: „Vielen Dank liebe Besatzung für das erfolgreiche Manöver. Bis auf Ausguck, Rudergänger und Steuermann jetzt alle zum Abendessen! Guten Appetit!“ Das war endlich mal meine persönliche Gelegenheit: Sonst meistens unter Deck beschäftigt, schickte ich den Rudergänger zum Essen und übernahm das Ruder. Alle unter Deck und die Wirtschafterin am Ruder, der Kapitän übernahm die Wache! Liebe Mitsegler: Seht es mir nach aber ich gebe zu, ich habe diese Stunde Ruhe sehr genossen. Klagen habe ich keine gehört…Offenbar habe ich beim Genießen der Ruhe dennoch den Kurs gehalten!
Übrigens haben wir während der Reise eine Zeitzone überschritten und auch an Bord mussten die Uhren eine Stunde zurück gestellt werden. Könnt ihr euch in etwa vorstellen, wie man durcheinander kommt, wenn diese eine Stunde Zeitumstellung gerecht auf 3 Wachen verteilt werden soll? Im 20 Minuten Takt? Ziemlich viele an Bord hatten fragende Gesichter, es wurde viel diskutiert aber am Ende waren alle 50 Mann der Besatzung in der richtigen Zeitzone angekommen. Gesund und munter!
Gerade eben kommt noch eine wichtige Meldung aus der 0-4 Wache, die unbedingt in den Bericht soll. Heute Nacht wurde im Meer ein Leuchten entdeckt. Schnell war klar, es handelte sich nicht um typisches Meeresleuchten. Man vermutet eine Quallenart. Das Leuchten wurde angeblich immer größer und heller…Auf jeden Fall wurde mir gerade sehr aufgeregt davon berichtet. Gestern erst hielt Steuermann Thomas Ausschau nach so genannten Segelquallen. Heute berichtet die Wache von Leuchtquallen. Seemannsgarn? Mauby? Ich werde es wohl erst recherchieren können, wenn wir der Zivilisation mit all den Kommunikationsmöglichkeiten näher sind. Ihr könnt ja heute schon einmal das World Wide Web befragen…was hier übrigens immer noch keiner vermisst! Aber wir alle hoffen, dass es unseren Familienangehörigen und Freunden in der Welt gut geht und ich soll alle schön grüßen!
Von Bord der Alex 2 informierten Euch: Kapitän Wolfgang und Andrea

