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TÖRN 120.17 – Position 02.09. +03.09.2017

Tagesbericht Samstag und Sonntag, 2. und 3.9.2017

Liebe Fans der grünen Lady,

nicht mehr lange und ihr könnt die „Alex II“ an der Pier in Bremerhaven nach vielen Monaten fern ihres Heimathafens wieder willkommen heißen! Bis dahin kümmert sich eine in Le Havre gewechselte Crew darum, sie von Frankreich aus durch den Ärmelkanal zu segeln.

Ein Großteil der Mitsegler fuhr am späten Freitagabend von Bremerhaven über Bremen und Münster mit einem Reisebus insgesamt 12 Stunden (gefühlt noch ein bisschen länger) nach Frankreich und konnte sich dabei schon ein wenig kennenlernen bzw. alte Bekannte begrüßen. Am nächsten Morgen stiegen wir dann etwas zerknittert und müde, aber voller Vorfreude, direkt am Liegeplatz der Alex aus und verabschiedeten die alte Crew, die sie sicher über den Atlantik gesegelt hatte.

Kapitän Wolfgang informierte anschließend beim Stammcrewbriefing über unseren straffen Zeitplan: Neben der Sicherheits- und Riggeinweisung der Trainees wartete noch ein bisschen Proviantstauen sowie eine Party mit 120 Besuchern der lokalen Prominenz aus Le Havre auf uns. Außerdem waren die Wachen noch nicht ganz komplett, da ein weiterer Bus mit Trainees, Ausbilder und Schüler der Marineoperationsschule Bremerhaven, etwas später als geplant ankam. Trotz der langen Anreise für viele unserer insgesamt 76 Leute an Bord waren alle bei der Sache, stiegen durch Notausstiege, hörten sich Fachbegriffe an und bestaunten das Hafenfest aus luftiger Höhe.

Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums von Le Havre hatte die Stadt (zudem noch Zielhafen der Transatlantik-Regatta „Rendezvous 2017“ und durch ein schlagkräftiges Projektteam der Sail Training International unterstützt) nämlich ein riesiges Event mit vielen Großseglern und Yachten auf die Beine gestellt: Mehrere Livebands, eine lebenslustige Samba-Truppe, die durch die Besuchermassen paradierte, Essenstände mit vielen Leckereien und dazu viele Schiffe zum Bestaunen lockten viele unserer Crew gegen Abend an Land.

Später erlebten wir dann unseren ganz persönlichen Brexit, da ein Trainee aus Großbritannien leider auf Grund von Übersetzungsschwierigkeiten von Bord ging. Dafür kam eine Mitseglerin vom Vortörn kurz entschlossen an Bord zurück, anstatt wie geplant nach Hause zu reisen. Ab 22:30 Uhr begann dann etwas, was für viele das Highlight des Abends darstellte: Ein unglaubliches Höhenfeuerwerk, das mehr als 20 Minuten dauerte und einen Hingucker nach dem anderen bot. Benebelt von so vielen tollen optischen Eindrücken und mit leichtem Fiepen auf den Ohren – nicht nur auf Grund des Feuerwerks, sondern auch wegen unseres anschließenden kleinen Schiffshorn-Duells mit der „TS Royalist“ – gingen viele früh auf Koje.

Die Nacht war kurz, um 6:30 Uhr wurde allgemein geweckt und um 7.50 Uhr kam unser Lotse an Bord. Nach und nach verließen die benachbarten Schiffe den Hafen und um 8:40 Uhr waren wir an der Reihe. Aus der Schleuse heraus passierten wir unter mehreren 7-3-1-Rufen das Cap de la Hève mit nördlichem Kurs und setzten Unter- und Obermarsen, die unteren Stagsegel sowie Groß und Fock, begleitet von Segelschiffen aus ganz unterschiedlichen Ländern wie z.B. der „Rona II“ aus Großbritannien, der „Belem“ aus Frankreich“, der „Shtandart“ aus Russland oder auch der „Gulden Leuuw“ (Niederlande). Auch deutsche Schiffe wie die „Regina Germania“ und die „Peter von Danzig“ konnten von den vielen „Seh-Leuten“ an Land und von uns bestaunt werden. Gegen 11:30 Uhr wurde die Maschine in den Ruhemodus geschickt und wir waren nur noch unter Segeln unterwegs – nun war auch für uns die Parade beendet und wir gingen auf nordöstlichen Kurs.

Um die vorgeschriebenen Übungen auf unserem kurzen Törn absolvieren zu können, wurde nach dem Mittag gleich eine Person-über-Bord-Übung mit Generalalarm und Bootsmanöver abgehalten. Dafür musste ein Rettungsring dran glauben, der sich auf einmal im Wasser wiederfand. Innerhalb von zehn Minuten hatte ihn die Bootsbesatzung allerdings eingesammelt und war wieder an Bord. In der Zwischenzeit wurde kreuzgebrasst und damit die Geschwindigkeit der Alex minimiert. Nach erfolgreichem Abschluss der Übung beschäftigte sich noch der Brandabwehrtrupp mit seinen Aufgaben im Notfall, testete die Ausrüstung und klärte allgemeine Fragen. So verflog die Zeit und schon überraschte uns Kochsmaat Andreas um Punkt 15 Uhr mit leckerem frischgebackenem Kuchen.

So segeln wir langsam Richtung Deutschland, zunächst mit Kurs Helgoland, wo wir voraussichtlich am Donnerstag sein werden. Auf Grund des derzeitigen Regens bei gemütlichen 16 °C können wir derzeit keine Wartungsarbeiten durchführen, nicht einmal die Glocke pollieren. Bootsmann Heinz hofft aber auf die nächsten Tage. Wir halten euch auf dem Laufenden.

Kapitän Wolfgang, die Crew und Bordberichterstatterin Leni