Mit vollen Rahen durch die Biskaya – Samstag 28.10. und Sonntag 29.10.
Der frühe französische Morgen findet die Alex um rund 0600 an der Spitze der Ile de Ouessant vor – dem Eingang zur berühmt-berüchtigten Biskaya.
Diese macht heute jedoch einen auf Flaute und glatte See, was dazu führt dass die unterbeschäftigten Wachen ihrem Kreativpotenzial freien Lauf lassen. Es heißt der 0-4er Toppsi singt binomische Formeln zum Wecken 😉 Nebenbei stehen dann noch ein paar nur semi-kreative Aufgaben an – ein Bootskran wird blank geflext, Stangen geprimert und wahre Begeisterungsstürme erntet die Inventur der Kühl- und Trockenlast. Ebenso stehen ein paar Kletterjobs im Rigg an, die heißumkämpft sind und so werden die Gordinge des Gross-Obermarssegels getauscht.
Da eine Zeitumstellung des frühen Morgens zwischen 2 und 3 Uhr nur mäßig toll für die Wache ist, beschließt die Alex kurzerhand für ein paar Stunden eine eigene Zeit einzuführen – bereits Samstag um 17.00 geht die Uhr wieder auf 16.00 zurück, die 4-8-Wache erhält zum Dank für die zusätzlich durchwachte Stunde dann auch ein 7-3-1. Gegen 1300 erschallt zur Übung der Generalalarm, die Crew strömt an Deck. Der Kapitän lässt zweimal ein Mann-über-Bor-Manöver fahren – wir Trainees sind überrascht wie eng der Drehkreis unseres Schiffes ist. Kaum auf gestoppt gehen die Beiboote runter und holen den Fender wieder rein. Beim zweiten Mal dreht Steuermann Ute noch einmal eine Runde um die Alex, bevor das Bereitschaftsboot wieder an Deck gehoben wird.
Des Nachmittags wächst die Delfindichte am Bug stetig an, bis man einfach seine Kamera über Bord halten und mit Delfingarantie abdrücken kann. Der große Tümmler scheint also ein recht geselliges Tierchen zu sein, das den Körperkontakt in der Familie nicht scheut. Ebenfalls ist das Meer voller Quallen, teils bis zu 40 cm Durchmesser, die sich hier überall herumtreiben und den Tümmler anscheinend noch mehr zum Tummeln motivieren.
Gegen 1900 erreicht der Wind nun eine akzeptable Stärke, sodass die 4-8er Wache nochmals die Chance beim Kopf packen kann, Segel zu setzen.
Steuermann Alex treibt die Crew mit Bierversprechen zur Vollmotivation an, sodass Punkt 2000 Alex-Zeit die Gross-Royal steht und damit alle Rahsegel ab der Untermars gesetzt sind. Der Steuermann Arjan von der 8-12er lässt nun auch noch Groß und Fock setzen, den Rest trimmen und zeigt den Jungs und Mädels mal, was ein echter fliegender Holländer in der Biskaya ist.
Seither zieht die Alex unter „Rah-Voll Zeug“ durch die Biskaya mit Kurs und Ziel Cabo Finisterre. Fun Fact – „Finis Terre“ heißt im Latein so viel wie Ende der Welt und ist einer der westlichsten Punkte Europas.
Allerdings war das für so einen Typen namens Christopher nicht westlich genug – den Rest kennen wir ja 😉

