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TÖRN 135.17 – Position 20.11.2017

Tagesbericht vom Montag, 20. November 2017

Position: 28°26,3 (N) – 001°28,0 (E)

Moin liebe Törnverfolger,

der erste vollkommene Tag auf See lag vor uns, an dem unsere kleine Zahl an Trainees unser traditionelles 3-Wach-System in vollem Ausmass kennenlernen konnte. Dies bedeutete, dass die 4-8 Wache von der stehenden Wache gegen 3.30h geweckt wurde. Da habt Ihr Euch noch einmal im Schlaf umgedreht und wahrscheinlich dran gedacht, dass Ihr etwas später dann das erste Eis von Euren Autoscheiben kratzen konntet, während wir in der Dunkelheit milden 19°C entgegen traten … (und später den erneuten strahlend blauen Himmel genießen konnten).

Ja das Wetter, das ist hier an Bord auch immer so eine Sache. Dafür ist unsere ALEX-2 sogar extra vom Deutschen Wetterdienst mit speziellem Equipment ausgestattet worden, um Daten wie Wassertemperatur, trockene + feuchte Lufttemperatur und Luftdruck ermitteln zu können. Für die Feststellung der Wassertemperatur gibt es an Bord einen sog. „Admiral“, der hinter dem Kartenhaus gelagert ist. Dieses Thermometer mit Auffangbehältnis für Wasser wird hierfür von einem Wachmitglied mit Hilfe eines langen Tampens zu Wasser gelassen und anschließend die Temperatur abgelesen, welche weiterhin 20°C beträgt. Für die Ermittlung der relativen Temperatur wird ein Schleuderthermometer benutzt, welches die Temperatur zwischen trockener und abkühlender Luft misst. Neben weiteren Werten wie etwa die Bewölkung, dem Seegang oder die Windrichtung werden alle Daten später vom wachhabenden Steuermann an den Deutschen Wetterdienst per Satellit verschlüsselt übermittelt. Ein Teil der Werte wird auch im Schiffstagebuch festgehalten.

Der Seegang an diesem Montag war mit 1-2 (=0,1 bis 0,5m) jedoch eher mäßig; entsprach aber idealen Bedingungen, um eines der beiden Bereitschaftsboote auszusetzen. Das Aussetzen des Bootes bedeutete für die Stammbesetzung ein Training im Fahren der „Weser“, so der Name dieses Bootes, für unsere Trainees und die Gastcrew die einmalige Gelegenheit, ein paar schöne Fotos während einer Runde ums Schiff zu schießen. Zuvor musste jedoch ein Jeder erst einmal die Lotsenleiter herunter klettern, welche schon eine kleine Hürde darstellen konnte. So ist die Wasseroberfläche doch ca. 8m vom Deck entfernt. Mit strahlenden Gesichtern kamen alle zurück.

An diesem Tag hatten die 0-4 Wache und die 8-12 Wache fleißig Segel gesetzt oder geborgen, jedoch mussten wir insbesondere am Vormittag wieder auch unter Maschine fahren. Gegen Mittag waren wir in Höhe der Insel Formentera und konnten deren Landspitze lange sehen. Nachmittags konnten wir zwar ohne Hilfe unseres sog. „Unterwasserbesan“ (= Maschine) fahren, machten aber weiterhin nur wenig Seemeilen. Bis zum Ende des Tages hatten wir knapp 100 Seemeilen auf unserem Weg nach Mahon zurück gelegt und seit dem Verlassen von Alicante bereits ca. 130 Seemeilen.

Auch unsere Bootsleute Björn und Benno wussten die Wachmitglieder in ihren Freiwachen mit Instandhaltungsarbeiten an Deck zu beschäftigen. So fährt doch unser „Passagier Rost“ immer eifrig mit. Ihr glaubt es kaum, wie schnell sich dieser immer wieder an allen Ecken des Schiffes bemerkbar macht! Auch die Pflege des Holzes – etwa an den Nagelbänken und Blöcken – ist nicht zu vernachlässigen. Was wir alles erledigt haben, erzählen wir Euch dann morgen.

Vom Sail Training Ship mit den grünen Segeln grüßen
Kapitän Ingo und Crew
sowie Eure Bordberichterstatterin Petra