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TÖRN 137.18 – Position 24.08.2018

Tagesbericht

Törn:                                    13718

Datum:                                24.08.2018

Mittagsposition:              Lerwick (Shetlands, Hauptinsel)

Das Wetter:                      sonnig mit ein paar Wolken

Titel/Überschrift:            Lerwick voraus!

 

Hallo in die Heimat,

wir melden uns aus Lerwick, der Hauptstadt der Shetlandinseln. Pünktlich gegen 11.00 Uhr sind wir in den Hafen eingelaufen und haben in einem All-hands-Manöver angelegt. Nun ja, es waren nicht alle Hände nötig, denn wir sind mit insgesamt 75 Crewmitgliedern so gut wie voll belegt, sodass die drei Wachen entsprechend groß sind. Bei einigen Manövern steht man sich daher früher oder später gegenseitig auf den Füßen, es ist also manchmal einfach besser, wenn der Toppsi die derzeit Nichtbeschäftigten beiseite beordert. So konnten wir mehr als beeindruckt beobachten, wie die Alex II in einem meiner Meinung nach recht kleinen Hafenbecken rückwärts „eingeparkt“ wurde.

Bereits zuvor hat unser Erscheinen ein paar Schaulustige angelockt, unter anderem einen Fotografen, der offensichtlich so beeindruckt von unserer grünen Lady war, dass eines seiner Fotos ausgedruckt und in Großformat noch am selben Tag im Schaufenster seines Studios zu bewundern war. Nachdem wir festgemacht hatten und die Gangway ausgebracht war, haben einige Crewmitglieder noch das Mittagessen an Bord eingenommen, bevor der erste Landgang anstand. Dort haben wir alle – erneut oder zum ersten Mal – erfahren können, was es heißt, sich nach ein paar Tagen auf See wieder auf festem Untergrund fortzubewegen. Irgendwie schwankt alles, man geht etwas breitbeinig und das Stillsitzen bzw. -stehen macht die ganze Situation nur noch schlimmer. Im Grunde genommen fühlt es sich so an, als hätte man einen im Tee.

Entweder lag es an unserem oben beschriebenen Auftreten, unserer äußerlichen Erscheinung (dreckige Klamotten im Zwiebellook mit Alex-II-Motiven) oder aber die Mundpropaganda funktioniert in hier besser als in jedem deutschen Dorf: Etliche Bewohner Lerwicks, mit denen wir ins Gespräch gekommen sind, haben uns direkt als zugehörig zum „green vessel“ erkannt und uns ihr Mitleid ausgedrückt, dass der Platz am Kai hinter uns durch ein Hurtigrouten-Schiff besetzt war, was das Fotomotiv unserer Alex vor dem malerischen Hintergrund der Insel erheblich schmälerte.

Lerwick selbst ist mit Abstand die größte Stadt der Shetlands und ist eine spannende Mischung aus englischem Baustil und nordischen Elementen. Die Einwohner identifizieren sich nach wie vor stark mit der Wikinigerkultur – und das, obwohl sie seit Mitte des 15. Jahrhunderts nicht mehr zu Norwegen gehören. Die Innenstadt lässt sich eigentlich mit dem Wort „knuffig“ sehr gut beschreiben: Kleine Geschäfte, liebevoll gestaltete Schaufenster, ein paar wenige Pubs und ein immer noch mit (nicht funktionsfähigen) Kanonen versehenes Fort machen die Kernstadt wirklich sehenswert.

In kleinen Gruppen machen wir uns auf Erkundungstour und loten nebenbei schon einmal die kulinarischen Möglichkeiten für den Abendausflug aus, der traditionellerweise genutzt wird, um mit der Wache ein gemütliches Bierchen außerhalb des Schiffes zu sich zu nehmen. Manchmal sind es auch zwei. Nebenbei haben wir uns mit Souvenirs eingedeckt, von denen es hier reichlich gibt, wenngleich die Motivauswahl eher beschränkt ist. So finden sich neben Papageitauchern, Schafen und den aus ihrer Wolle gestrickten Produkten natürlich auch die berühmten Shetlandponys auf allerlei Produkten. Viele von euch Daheimgebliebenen werden in den nächsten Tagen sicherlich eine wie ich finde herzallerliebste Postkarte bekommen, auf der zwei der vier oben genannten shetländischen Erkennungszeichen kombiniert sind – mehr verrate ich nicht!

Nach und nach trudelten wir alle wieder am Schiff ein, denn obwohl der reguläre Wachbetrieb im Hafen eingestellt ist, müssen dennoch immer zwei Mitsegler auf Deck sein und die Hafenwache stellen. Recht flott war geklärt, wer wann zur Wache da zu sein hatte und die Abendplanung konnte konkretisiert werden.

Ein großer Teil suchte die örtlichen Pubs auf, ein kleinerer Teil fuhr mit der Fähre rüber zur Nachbarinsel, um ein von den Einheimischen empfohlenes Restaurant zu testen. Nachts gegen 2.00 Uhr waren aber alle Mitsegler wieder an Bord, denn am nächsten Tag stand eine geführte Bustour an, von der ich morgen berichte.

Viele Grüße in unsere Heimat, namentlich nach Deutschland, in die USA, in die Niederlande und nach Antigua (ich hoffe, ich habe keinen übersehen!)

Saskia für die Crew