Datum: 25.08.2018
Mittagsposition: Lerwick (Shetlands, Hauptinsel)
Das Wetter: überraschend schnelle Abwechslung zwischen Sonne und Regen
Titel/Überschrift: Die Shetlands in a nutshell
Ahoi zusammen,
der heutige Tag bot zwei große Tagungspunkte: Zum einen die Bustour, für die sich knapp 40 Mitsegler angemeldet hatten und zum anderen das „Open Ship“, bei dem der örtlichen Bevölkerung die Chance gegeben werden sollte, unsere grüne Lady von ganz nah kennenzulernen.
Letzteres wurde zu einem großen Teil von der Stammcrew gewuppt, aber auch die dagebliebenen Trainees waren integriert und so wurde Trainee Stefan ein neuer Job als Hundesitter zuteil, denn die Vierbeiner müssen leider draußen warten.
Die Bustour wurde von unserem Guide Regina geführt, ihr Kollege Ian hat uns gefahren. Es ging zunächst durch Lerwick, dann waren wir schnell in der wunderschönen Landschaft, die ihr charakteristisches Aussehen (baum- und nahezu strauchlos, torfig, hügelig ohne scharfe Kanten) vor allem durch die letzte Eiszeit vor 10 000 Jahren erhielt. Regina berichtete uns von dem einstigen Reichtum der Stadt, der ursprünglich aus der Heringsfischerei resultierte. Die karge Landschaft ließ ein großflächiges Anbauen von Getreide oder Gemüse nicht zu, das Leben war in vorindustrieller Zeit auf allen Inseln der Shetlands sehr entbehrlich.
Während ich noch überlegte, wie lange ich es hier, am gefühlten Ende der Welt, aushalten würde, machten wir unseren ersten Halt für eine kurze Fototour. Denn die recht „weiche“ Landschaft hinter Lerwick wurde alsbald von zerklüfteten Küstenlinien abgelöst, die bei strahlendem Sonnenschein ein traumhaftes Fotomotiv darstellten. Weiter ging es in Richtung Norden und mit mehr Geschichten rund um die winzigen Dörfer, die wir auf den ersten Blick gar nicht als solche identifizieren konnten; hier ist einfach alles viel weitläufiger, als wir es aus unserer Heimat kennen. Neben historischen und kulturellen Fakten lernten wir auch Alltägliches kennen, so vergaß Regina nicht zu kommentieren, dass die Postbotin aus Voe (?) gerade mit ihrem Hund Gassi geht. Anschließend hielten wir an einem kleinen Museum, das sich in einem alten Haus eines ehemaligen Kaufmanns mitten in der Landschaft befindet. Es wird von Freiwilligen aus der Region geführt und zeichnet mit gesammelten Original-Exponaten das Leben der Kaufmannsfamilie nach. Knapp eine halbe Stunde später ging es weiter. Unser nächster Halt ist dann schon Eshaness, eine beeindruckende Kulisse von noch höheren und zerklüfteteren Felsen, an denen sich die Wellen des Atlantiks brechen. Ich vermute, dass wir insgesamt auf etwa 1037 geschossene Fotos kommen werden. Wir gehen noch ein Stück die Steilküste entlang, bevor uns Ian wieder einsammelt und uns in ein nettes Café fährt, wo wir Kaffee, Tee, Kuchen und Shortbread zu uns nahmen. Danach begann der Rückweg nach Lerwick und eine lehrreiche Bustour nahm ihr Ende.
Das wurde tatsächlich auch Zeit, denn für 18.00 Uhr war das Ablegen geplant – abermals ein all-hands-Manöver. Wir plünnten uns also unsere Arbeitsklamotten an, zeiserten am Groß- und Vortopp jeweils die untersten drei Segel los (d.h. wir machten sie bereits fürs Setzen) und waren anschließend glücklich, dass es nun nach der Tour und der – zugegebenermaßen kurzen – Arbeitsphase Abendessen gab, für das die Kombüse neben den selbstgebackenen (!) Brötchen und Brot auch noch Burger für alle
75 Crewmitglieder vorbereitete. Überhaupt möchte ich an dieser Stelle einmal unsere Smut und Kochsmaats Peter, Andreas und Regina loben, die dafür sorgen, dass wir jeden Tag bestens gesättigt an die Arbeit gehen können.
Übrigens war das Ablegen deutlich unspektakulärer als das Anlegen und so fahren wir (noch) unter Maschine gen Norwegen. Auf dem Weg dorthin verlassen wir unsere bisher größtenteils von Land geschützte Route und begeben uns auf die offene See, auf der wir Wind und Wetter sicherlich noch einmal anders ausgesetzt sind, als wir es bisher gewohnt waren. Wie es uns dabei ergeht, erfahrt ihr in den nächsten Tagen.
Viele Grüße nach Hause!

