Törn 138.17 Madeira, Funchal – Las Palmas
Tagesbericht
Datum:
01.01.2018
Zwölf Weintrauben und zwölf Wünsche
Die Crew der Alex II wünscht allen Freunden ein gutes, erfolgreiches, gesundes Jahr 2018 und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!
Wir haben den Jahreswechsel in Santa Cruz de Teneriffa erlebt. Nach einer Flautennacht frischte der Wind dann doch noch auf, so dass wir die Insel unter Segeln erreichten. Wie im Vorjahr bekamen wir einen stadtnahen Liegeplatz, der uns lange Wege über die Mole ersparte. Wir waren umgeben von mehreren Traditionsseglern: Am letztjährigen Platz der Alex lag die englische „Lord Nelson“, eine Bark, die fürs Mitreisen von Behinderten konzipiert ist. Vor uns machte die holländische „Oosterschelde“ fest, hinter uns lag die schwedische „Alva“ und gegenüber noch eine Holländerin, die „Eendracht“.
Wir waren also in bester Gesellschaft, als Kapitän Rainer Schlacke um 19 Uhr das Programm für den Jahreswechsel verkündete. Er begann damit, drei Leichtmatrosen die Zeugnisse zu überreichen, die am frühen Nachmittag ihre Prüfung abgelegt hatten: Denise Jochen, Willi Behr und Bjarne Lorentzen.
Die feiertäglich gestimmte und gekleidete Crew ließ die erfolgreichen Prüflinge hochleben. Koch Stefan hatte mit seiner Mannschaft ein großartiges Büfett an Deck aufgefahren, an dem wir uns für die bevorstehenden Tänzchen an Bord und später in der Stadt stärkten.
Um Mitternacht gab es nach spanischer Tradition eine anrührende Zeremonie auf der Back: Das älteste Mitglied der Crew, Chief Jan, zünftig in Uniform, schlug sechsmal die Glocke, und bei jedem Glockenschlag aß jeder eine Weintraube, zu der man stumm einen Wunsch zum wie bestellt strahlenden Sternenhimmel mit Vollmond schicken durfte. Sechs weitere Glockenschläge schenkte uns danach die Jüngste an Bord, die wenige Tage vor Beginn des Törns 14 Jahre gewordene Frieda. Und noch einmal aßen wir sechs Trauben und schickten sechs Wünsche hinterher. Im Hintergrund ging an Land ein großartiges Feuerwerk los, als danach alle die Wünsche zum Neuen Jahr austauschten und mit Sekt darauf anstießen.
Viele haben dann erwartungsvoll einen Landgang anschließen lassen, denn Mitsegler, die schon einmal den Jahreswechsel hier verbrachten, hatten auf große Partystimmung in der Stadt neugierig gemacht. Und so war es: Eine professionelle, vermutlich kubanische Band mit Blechbläsern, Drums und feurigen Sängern schmetterte Salsa-ähnliche Rhythmen in die Nacht, denen man sich nicht entziehen konnte. Zwischen sehr festlich gekleideten Einheimischen sah man immer wieder Crewmitglieder sich im mittelamerikanischen Rhythmus verlieren.
Erst um zehn Uhr, mit dem Auslaufen aus Santa Cruz trat – nach der zweiköpfigen Hafenwache – die erste Wachmanschaft wieder an. Bei kabbeliger See laufen wir derzeit unter Motor nach Norden, um gegenüber unserem letzten Ziel, Gran Canaria Höhe zu gewinnen und dann Segel zu setzen.
Kurzzeitig begleitete uns, kaum dass wir die offene See erreicht hatten, eine Schule kleiner Wale. Das Schiff stampft zur Zeit kräftig. Drei Stagsegel sollen es etwas stabilisieren. Alle freuen sich schon darauf, die Rahsegel zu setzen, denn der Wind verspricht einen schönen letzten Abend und letzte Nacht auf See unter vollen Segeln. Deshalb sind wir schließlich ja hier auf der Alex! Melancholie schleicht sich schon ein, denn am Mittwoch geht es für die meisten von Bord.
Einmal werde ich mich noch melden, um unsere Erlebnisse zu schildern und Grüße von der Crew zu bestellen.

