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TÖRN 138.17 – Position 24.12.2017

Törn 138.17 Madeira, Funchal – Las Palmas

Tagesbericht

Datum:
23.01.2017

Mittagsposition:
Breite 32°  13,6 N    Länge 016°  54,5 W

Das Wetter:
20°, Sonne satt

Vorweihnachtliches auf See

Was für ein Weihnachtswetter! 20 Grad, fast blauer Himmel, leichte Brise – die Passagiere auf den seefahrenden Hochhäusern, die täglich in Madeira zu beobachten waren, werden gerade sonnentrunken in ihren Liegestühlen die Buffets verdauen. Seit Freitag haben sie von ihrem Koloss auf unsere elegante Alex am gegenüberliegenden Liegeplatz in Funchal  herabgeschaut, bis wir  gestern, am 23. 12. 2017, die Leinen los gemacht haben.

Eine Nacht unter Segeln liegt bereits hinter uns, aber gleich holen wir die Segel ein. Der Motor wird übernehmen. Noch kreuzen wir in Sichtweite der Insel. Bei der Ausfahrt begrüßte uns ein brauchbarer Nordost, der die Alex gemächlich mit guten 4 Knoten mitnahm. Im Laufe der Nacht schlief er immer weiter ein und  lässt uns nun nur noch dahindümpeln. Und da die Wettervorhersage keine Änderung verspricht, heute  sowieso Heiliger Abend ist und auch wir später auf besinnlich umschalten werden, hat Kapitän Rainer Schlacke beschlossen, dass der Motor übernehmen soll. Segelenthusiasten könnten natürlich auch begeistert unter vollen Segeln Weihnachten feiern – angesichts des besonderen Tages hat das aber doch nur zu wenigen betrübten Gesichtern geführt. Stellen wir uns gut mit dem Wettergott und nehmen die Lage wie sie ist!

Die Alex ist mit 54-köpfiger Besatzung, davon 22 Trainees, von Funchal auf Madeira zu den Kanaren unterwegs. Sylvester wollen wir in Teneriffa sein, wie schon in manchem Jahr zuvor. Irmela, die Verwalterin, bei der im Bordbüro ich diese Zeilen schreiben darf, freut sich schon auf das gewaltige Feuerwerk, mit dem dort das alte Jahr verabschiedet und das neue begrüßt wird. Nach dem Hafentag auf Teneriffa wird unsere Fahrt am 3. Januar 2018 in Las Palmas auf Gran Canaria zuende gehen. Die Besatzung ist ein aufregender Mix aus Alt und Jung, Erfahrenen und Neulingen, Männern und Frauen. Das beginnt mit der 14-jährigen Frieda und geht bis zu Jan Lübbe, hoch in den Siebzigern und auf allen Weltmeeren erfahrener Chef-Ingenieur. Die Frauen stellen gut ein Drittel der Crew. Über sie werde ich in den nächsten Tagen einmal extra berichten. Dann haben wir auch noch ein Christkind an Bord: Steffi wird am Heiligen Abend 27 und hat uns – am Ruder stehend – nach unserem Geburtstagsständchen beim morgendlichen Wachwechsel so wunderbar angestrahlt, dass wir beim Frühstück in der Messe gleich noch einmal gesungen haben – und uns mit ihr den Geburtstagskuchen geteilt, den Koch Stefan Wiedmann stolz servierte.

Vor allem für die 22 Trainees standen die ersten 24 Stunden ganz im Zeichen des Kennenlernens. Wachmannschaften bilden, Sicherheitseinweisung, Grundelemente des Verhaltens an Bord. Auch wer schon auf Yachten gefahren ist, muss sich auf viel Neues einstellen. Ein Rahsegler ist eine ganz andere Welt. Kaum war der Lotse von Bord, begannen die Vorbereitungen zum Segelsetzen – und zwar “all hands”. Mit beiden Ober- und Untermarssegeln und drei Stagsegeln zog die Alex auf Südkurs, begleitet von mehreren Delfinen, die fröhlich um unseren Bug sprangen. Auch alle Neulinge konnten anpacken und bekamen einen ersten Eindruck von der schweren Arbeit an den Tampen – angenehmer Weise bei Urlaubswetter unter erleichterten Bedingungen. Die folgenden Stunden nahm die Schiffsführung gleich für ein Sail-Training für alle Wachen wahr. Mit mehreren Halsen blieben wir seit gestern Nachmittag,  über Nacht und bis heute Morgen in Sichtweite von Madeira und nun lernen wir auch noch, was “dänisches Kreuzen” ist: Mit zwei Stagsegeln und Maschine läuft das Schiff schön ruhig ostwärts, um die Weihnachtsnacht im Lee der Madeira vorgelagerten “Desertos”-Inseln zu verbringen.

Berichterstatter Wolbert, die gesamte Crew und natürlich Kapitän Rainer Schlacke schicken herzliche Weihnachtsgrüße in die Heimat!