Törn 138.17 Madeira, Funchal – Las Palmas
Tagesbericht
Datum:
26.12.2017
„Kein Wind in die Segel uns blies…“
Sonne, Meer, gutes Essen und kaum ein Lüftchen regte sich. Zweimal ließen sich Wale blicken, einmal tauchten zwei Schildkröten auf. Der Urlaub ließ sich gut an und könnte so weitergehen – befänden wir uns nicht auf einem Schulschiff.
Leider änderte sich die Wetterlage auch am zweiten Weihnachtstag kaum, so dass Fortkommen nur unter Motor möglich war. Das hieß, „ernsthafte“ Segelmanöver waren nicht nötig. Was wiederum nicht hieß, keine Segelmanöver zu üben. Besonders für die Trainees, die zum ersten Mal mit einer Bark segeln, konnten zum Beispiel Segel in aller Ruhe gesetzt und abgenommen oder die Rahen gebrasst werden. Da durften die einzelnen Schritte auch mal länger dauern und Fragen, die bei schwerem Wetter aufgeschoben werden müssten, konnten gleich gestellt und besprochen werden – Basisunterricht am echten Objekt, aber ohne Stress.
Auf den Decks saßen immer wieder Wachmannschaften zum theoretischen Unterricht zusammen. Beispiel: Wie hat sich die Besegelung einer Bark entwickelt und wie heißen die Segel? Oder: Wie ist das laufende Gut, die Taue, organisiert? Aber Trainees, Leichtmatrosen-Anwärter und Stammcrew-Mitglieder wurden auch in getrennten Gruppen je nach ihrem Vorwissen unterrichtet. Dazu kam eine G-Alarm-Übung (Generalalarm), an dem die komplette Crew teilnahm und ein Notruder-Manöver für die Stammcrew. Bootsmann „Wanze“ suchte und fand fleißige Hände, um Nagelbänke und andere Holzteile zu schleifen und frisch zu streichen. Maschinistin Katrin und Elektriker Rainer boten Führungen durch die technischen Anlagen des Schiffes an. Der Rundgang begann am Bugstrahlruder im Vorschiff, ging über die Klima- und Kühlanlage, die Antriebsmaschinen und die elektrischen/elektronischen Steuerungsanlagen bis zum hydraulisch unterstützen Ruder im Heck. Seeleute, die eine Bark noch als Arbeitsschiff kannten, würden sich in unserem Schiffsbauch wohl wie auf einer Raumstation vorkommen. Der heutige Trainee fährt nach dieser Besichtigung umso beruhigter weiter. Die teilweise mehrfache Redundanz macht gelassen!
Weil der sonnige Himmel und das glitzernde, friedliche Wasser ein Urlaubsfeeling geradezu aufdrängten, wurde an Bord die Badesaison eröffnet. Eine Backskiste, die sonst Teile der Gangway aufnimmt, wurde geflutet und die Toppsies ließen es sich gut gehen. Große Gaudi!
Heute – es ist Mittwoch, 27. Dezember 2017 – sieht die Alex endlich aus wie im Prospekt! Die Rahsegel an Groß- und Fockmast sind bis hinauf zu den Royals gesetzt und am Vorschiff ist das Vorstengestagsegel oben. Bei leichtem Wind – in Böen erreicht er Stärke drei – gleiten wir mit vier Knoten auf Südostkurs dahin. Die Stimmung? Freudige Erwartung, dass es mindestens so weitergeht.
Wir melden uns wieder! Herzliche Grüße von der ALEX II, unterwegs zwischen Madeira und den Canaren.

